Zuständiger Minister Baraka gibt eine Übersicht zur aktuellen Lage hinsichtlich Wasserressourcen, Niederschlägen und Investitionen.
Rabat – Der Minister für Infrastruktur /Ausrüstung und Wasser, Naziar Baraka, informierte die Öffentlichkeit über die aktuellen Wasserressourcen im Land.
Bei seiner Präsentation am Mittwochmorgen, 15. Februar 2022, erklärte der Minister, dass 2022 das trockenste Jahr seit 1945 gewesen sei. Der Rückgang der Niederschläge wurde auf 47% im Vergleich zum Durchschnitt eines normalen Jahres geschätzt. Auch die Schneedecke sei um 89% auf 4.480 km2 zurückgegangen.
Die Wasserressourcen hätten sich nach Angaben von Minister Baraka 2022 auf 1.980 Milliarden Kubikmeter, 80% weniger als in einem normalen Jahr, belaufen. Am stärksten betroffen waren die Einzugsgebiete des Oum Er-Rabia, des Tensift und des Souss-Massa mit einem Rückgang der Niederschläge um 72%, 73% bzw. 69%.
Niederschläge seit September 2022 deutlich angestiegen.
Seit Anfang September 2022 habe sich die Situation jedoch verbessert. Bis zum 13. Februar 2023 seien die Niederschläge im Vergleich zum vorigen Jahr um fast 96% gestiegen, so der Minister. Insgesamt fielen in Marokko vom 1. September 2022 bis zum 13. Februar 2023 im Landesdurchschnitt 75,9 mm Niederschlag gegenüber 38,8 mm im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.
Die schneebedeckte Fläche betrug im gleichen Zeitraum 5.720 km², 30% mehr als im vergangenen Jahr. Minister Nizar Baraka sagte, dass die Niederschläge in den ersten Monaten der laufenden Saison bereits die des letzten Jahres übertroffen haben. „Es wird erwartet, dass die Schneefälle in den nächsten Tagen anhalten. Die Gesamtschneefläche betrug am 29. Januar 2023 ca 28.480 km².“
192% mehr Wasser in den offiziellen Reserven gemeldet. Staudämme aber nur zu rund 32% gefüllt.
Zw. dem 1. September 2022 und dem 13. Februar 2023 beliefen sich die Wasserreserven auf 2.450 Milliarden Kubikmeter (Mrd. m³), das sind 192% mehr als im gleichen Zeitraum des letzten Jahres. 5,14 Mrd. m³ Wasser sind in Stauseen gespeichert, was einem Füllstand von 31,8% entspreche, wobei der Minister von einem weiter ansteigenden Stand ausgeht.
Trinkwasserversorgung der Menschen habe Priorität.
Im Jahr 2022 seien in mehreren Regionen mehr als eine Milliarde Kubikmeter nicht erneuerbarer Grundwasserreserven genutzt worden, insbesondere für die Bewässerung und die Trinkwasserversorgung. Am stärksten betroffen wären die Grundwasserressourcen von Souss, Errachidia, Berrechid, El Haouz, Saiss, Angas, Jbel Lahmer und Zagoura gewesen, wo eine Absenkung des Grundwasserspiegels von 3 m bis über 6 m verzeichnet worden sei.
„Aufgrund dieser Situation haben wir der Trinkwasserversorgung Priorität eingeräumt und die Menge des Bewässerungswassers aus den Stauseen reduziert. So wurden in diesem Jahr nur 1.100 MMm (Milliarden Kubikmeter) für die Bewässerung bereitgestellt, gegenüber 3.280 MMm im Jahr 2018″, so der Minister weiter.
„Wir haben auch die Projekte für Staudämme und die Verbindung von Stauseen beschleunigt. Drei große Staudämme wurden im Jahr 2022 fertiggestellt: der Tiddas-Staudamm in der Provinz El Khemissat, der Toudgha-Staudamm in Tinghir und der Agdez-Staudamm in Zagoura. Weitere 17 Großstaudämme mit einer Gesamtkapazität von 5,56 Mrd. m³ befinden sich im Bau. Die Bauarbeiten wurden beschleunigt. So werden einige Staudämme, für die eine Bauzeit von sieben Jahren vorgesehen war, in sechs Jahren fertiggestellt.
Außerdem habe das Ministerium ein Programm zur Grundwasseranreicherung durch den Bau von Kleinstaudämmen und Bergdämmen gestartet.
Gemäß einer Vereinbarung zw. dem Ministerium für öffentliche Arbeiten und Wasser, dem Innenministerium und dem Ministerium für Wirtschaft und Finanzen wurden für den Zeitraum zwischen 2022 und 2024 insgesamt 129 Kleinstaudämme und Bergsperren geplant.
Marokko will Wasser einsparen und bis 2050 ein Gleichgewicht erreichen.
Darüber hinaus plane das Ministerium, einen nachhaltigen partizipativen Ansatz auf der Grundlage einer Vereinbarung mit den Wassernutzern zu beschleunigen, um die Überwachung des Grundwassers zu verbessern. Ziel sei es, die Grundwasserentnahme bis 2030 zu reduzieren und bis 2050 wieder ein Gleichgewicht zu erreichen.
„Wir haben ein Programm gestartet, um die Verschlammung der Staudämme zu bewerten. Einige Dämme sind stark verschlammt und werden angehoben, wie zum Beispiel der Mokhtar-Soussi-Damm”.
Die erste Verbindung der Becken von Sebou und Bouregreg wurde in diesem Sommer hergestellt.
„In der ersten Phase wird das Schou-Becken über die Staudämme Sebou und Mohamed Ben Abdellah auf einer Länge von 67 km mit dem Bouregreg-Becken verbunden. Diese Verbindung wird es ermöglichen, etwa 300 bis 400 Millionen Kubikmeter Wasser in die Stadt Casablanca zu leiten, die von den Staudämmen El Massira und Mohamed Ben Abdellah versorgt wird. Die Arbeiten für diese erste Phase, deren Kosten sich auf 6 Milliarden marokkanische Dirham MAD belaufen, haben am 15. Dezember 2022 begonnen und sollen diesen Sommer abgeschlossen werden. 800 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr sollen aus dem Sebou-Becken in die Becken von Bouregreg und Oum Er-Rabia umgeleitet werden.
In Zusammenarbeit mit den Flussgebietsagenturen hat das Ministerium bereits vier Pläne zur Entwicklung der Wasserressourcen verabschiedet. Dabei handelt es sich um die Pläne für die Einzugsgebiete Ziz-Guir-Ghris, Daraà-Oued Noun, Loukkos und Sebou. Die restlichen Pläne sollen bis Ende 2023 verabschiedet werden.
Flächendeckenden Abwasserbehandlung angestrebt.
Für die Bewässerung von Grünflächen habe das Ministerium ein neues Konzept zur Wiederverwendung von gereinigtem Abwasser entwickelt. Dieses Konzept wurde bereits in mehreren Städten umgesetzt, darunter Rabat, Kénitra. Salé, Témara, Skhirat, Tanger, Tétouan, Fnideq, Mdi’q und Marrakech. Eine Ausweitung auf weitere Städte ist bereits geplant.
So können 100 Millionen Kubikmeter gereinigtes Abwasser für die Bewässerung von Grünflächen, landwirtschaftlichen Flächen und Golfplätzen sowie für industrielle Zwecke genutzt werden. Um dem Problem der Wasserknappheit weiter zu begegnen, habe das Königreich zudem den Bau von Entsalzungsanlagen in mehreren Regionen angekündigt.