Behörden von Midelt und Errachidia untersuchen den Tod eines Mädchens nach einer illegalen Abtreibung in Boumia.
Errachidia – In der vergangenen Woche kam es in der Kleinstadt Boumia zu einer Tragödie, über die inzwischen weitere Details bekanntgeworden sind. Die Gemeinde Boumia, etwa 50 km von Midelt entfernt, war in der Nacht von Dienstag, dem 6. September auf Mittwoch, den 7. September 2022 Ort einer Tragödie. Eine 15-jährige Jugendliche starb während einer illegalen Abtreibung.
Nach ersten Ermittlungen „könnte der Tod durch ein Problem bei der Anästhesie verursacht worden sein“, sagt Hassan Bouziane, Provinzdirektor für Gesundheit in Midelt, gegenüber Médias24.
Vier Personen im Fokus der Ermittlungen, darunter die Mutter des Mädchens
Vier Personen seien in den Fall verwickelt. Alle waren zum Zeitpunkt des Vorfalls anwesend:
die Mutter des Teenagers, der mutmaßliche Sexualpartner des Mädchens, den die Medien als „Vergewaltiger“ bezeichnet haben, ein Medizintechniker aus einer Gesundheitseinrichtung in Azrou und eine Hebamme. „Die Hebamme war seit mehr als vier Jahren im Provinzkrankenhaus von Midelt angestellt und hatte einen untadeligen Werdegang“, sagt Hassan Bouziane. Er fügte hinzu, dass „kein Material aus dem Provinzkrankenhaus Midelt bei der illegalen Abtreibung verwendet wurde“.
Daher habe die Operation unter unhygienischen Bedingungen und in einer nicht medizinisch ausgestatteten Umgebung stattgefunden.
Einsatzkräfte konnten Leben des Teenagers nicht retten und schalteten die Behörden ein.
Nach der Feststellung des Todes der Jugendlichen riefen die Beteiligten einen Krankenwagen. „Die Einsatzkräfte weigerten sich jedoch, die Verstorbene zu transportieren, bevor die Polizei eingeschaltet worden sei“, erklärte Hassan Bouziane.
Als die Elemente der königlichen Gendarmerie vor Ort waren, nahmen sie die vier beteiligten Personen fest. Die Leiche des Teenagers wurde zur Autopsie nach Errachidia gebracht. „Die Ermittlungen werden fortgesetzt und könnten zu einer fünften Verhaftung führen“, so der Gesundheitsdirektor der Provinz Midelt.
Debatte um Abtreibungsverbot nimmt wieder Fahrt auf.
Diese neuerliche Tragödie hat die Diskussionen, um Abtreibung im Land neu aufkommen lassen. Obwohl die marokkanische Gesellschaft augenscheinlich islam-konservativen Anschauungen folgt und außereheliche Sexualkontakte unter Strafe stehen, sind diese dennoch nicht selten und werden auch toleriert, sofern sie nicht öffentlich bekannt werden.
Dabei kommt es immer wieder zu ungewollten Schwangerschaften. Besonders tragisch ist eine Schwangerschaft nach einem Missbrauch. In Marokko sind Schwangerschaftsabbrüche nahezu ohne Ausnahmen verboten und werden daher nicht selten illegal vorgenommen, auch nach einem Missbrauch. Während wohlhabende Familien oder Frauen auf diskrete Privatkliniken im In- und Ausland zurückgreifen, bleibt anderen betroffenen Mädchen und Frauen keine andere Wahl, als sich in die Hände und in die riskanten Umfelder von Scharlatane zu begeben, um die „Schande“ abzuwenden, die auch nach einem Missbrauch droht, weshalb die Bereitschaft bei den Opfern weiterhin niedrig ist, sich nach einer solchen Tat an die Behörden zu wenden, insbesondere dann, wenn der Täter aus dem näheren Umfeld oder gar der Familie stammt.
Vor diesem Hintergrund fordern zahlreiche Initiativen eine Reform des Abtreibungsrechts und eine offene Diskussion über die Doppelmoral, eine bessere Sexualaufklärung und der Entfernung der sog. Moralparagrafen aus dem Strafgesetzbuch.