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Marokko – Staat stellt 8 Mrd. MAD für die Sanierung von historischen Bauten bereit.

Fés, als spirituelles und kulturelles Zentrum des Königreichs, steht im Fokus.

Premierminister kündigt Investitionen in einzelne Gebäude bis hin zu ganzen Stadtvierteln an. Im Fokus steht das spirituelle Zentrum des Landes und zugleich Königsstadt Fés.

Rabat – Die Regierung in Rabat hat nun endlich die Dringlichkeit erkannt, dass verstärkt in den Erhalt von historischen Gebäuden und ganzen traditionellen Stadtvierteln investiert werden muss.

Gerade für seine Altstädte, aber auch Burgen und alten Paläste ist das nordafrikanische Königreich bekannt und für Touristen attraktiv.
Zugleich zeigen sich zahlreiche Bauten einsturzgefährdet und die nicht selten privaten Eigentürmer können oder wollen sich nicht um die Substanz kümmern.

Nun will der Staat eingreifen und muss auch ggf. einspringen, soll sich der Verfall nicht weiter ausbreiten und sollen sich Häusereinstürze, wie immer wieder berichtet werden muss, nicht weiter häufen.

Regierungschef kündigt Investitionen für Denkmäler und historische Bauten in Milliardenhöhe an.

Die Regierung wolle ein breit angelegtes Sanierungsprogramm für historische Bauwerke durchführen. Ziel sei es, sie zu lebendigen Räumen zu machen, die in die moderne Stadt integriert sind, und nicht zu Museen unter freiem Himmel, so das französischsprachige Magazin Jeune Afrique in einem aktuellen Artikel.

Stolze 8 Milliarden marokkanische Dirhams MAD bzw. umgerechnet 746,33 Mio. Euro*, diese Summe will der marokkanische Staat für die Sanierung von Ksour, Kasbahs und alten Medinas bereitstellen. Der Regierungschef Aziz Akhannouch habe dies gegenüber Abgeordneten des Parlaments bestätigt. Das Magazin Jeune Afrique berichtet, dass Dutzende von Vereinen, die sich bereits seit vielen Jahren für die Erhaltung des nationalen Kulturerbes einsetzen, davon begeistert seien.

„Vier Jahre (2024-2028), dies ist die Frist, die sich der Staat für die Renovierung der historischen Viertel in den Städten und Regionen des Königreichs gesetzt hat. Die Zeit drängte. Im Jahr 2012 hatte eine Volkszählung ergeben, dass 43.000 Häuser und Denkmäler vom Einsturz bedroht und 75.000 Familien davon betroffen waren. Das ist ein Grund, selbst die größten Skeptiker zu alarmieren und zu mobilisieren“, heißt es.

Fés, als spirituelles und kulturelles Zentrum des Königreichs, steht im Fokus.

Die im achten Jahrhundert n. Chr. gegründete Stadt Fes stehe bei den Überlegungen im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Die Medina mit ihren Fondouks, Gassen, Moscheen und Mausoleen diene als Referenz für die Umsetzung. Die Agence pour le développement et la réhabilitation de la médina de Fès (Ader) kümmere sich insbesondere um die Erhaltung der Zaouïa-Moscheen, die ein wertvolles spirituelles Erbe und Symbol des sunnitischen Islams malikitischer Prägung sei.

Fés ist auch die Stadt mit der ältesten Universität der Welt. Im Jahr 859 n. Chr. entstand im damaligen Sultanat Marokko die Al-Qarawiyyin-Universität, die erstmals dokumentiert und bis heute akademische Abschlüsse verlieh und verleiht. Mitbegründet wurde sie von Frau Fatima al-Fihri, die der Überlieferung nach, ihr ganzes Vermögen in die Förderung von Bildung eingebracht haben soll.

Die Mausoleen der Assadiqiya-, Charradiya- und Tijania-Bruderschaften werden bereits mit besonderer Sorgfalt gepflegt.

Weitere Städte und Orte sollen profitieren.

Die Altstadt der spirituellen Hauptstadt des Königreichs ist nicht die Einzige, die geschützt werden soll. Auch andere befestigte Medinas wie die von Tanger, Tetouan, Chefchaouen, Rabat oder Essaouira stehen auf der Liste der geplanten Restaurierungsmaßnahmen.

„Der Staat will die Medinas und Kasbahs nicht mehr zu Freilichtmuseen machen, die vom Rest der Stadt abgeschnitten sind, sondern zu lebendigen Räumen, die ihre historischen Besonderheiten bewahren und sich gleichzeitig in die moderne Stadt integrieren. Eine urbane Renaissance, die unter Wahrung der Traditionen der Altstadt neues Licht bringen wird“, heißt es weiter.

Zahlreiche Ortschaften von großem Interesse für den Tourismus.

Wer sich die Liste der Denkmäler oder Altstädte ansieht, dem fällt vielleicht auf, dass diese sich fast alle in Ortschaften oder Städten befinden, die für den Tourismus, vor allem für den ausländischen Tourismus, bereits attraktiv sind oder werden sollen.
Daher bleibt zu hoffen, dass Gelder nicht nur zur Sanierung von Orten mit touristischem Potential genutzt werden, sondern auch für die vielen kleinen Pilgerorte und Denkmäler in Regionen, z.B. des Atlasgebirges, fließen, wo es zahlreiche kleine und versteckte Denkmäler gibt, an denen meist nur die einheimische Bevölkerung interessiert ist. Denkmalschutz und Steigerung des touristischen Potentials sind nicht immer unbedingt deckungsgleich.

Unklar ist auch, wie das Programm im Detail umgesetzt werden soll. Bei Gebäuden, die sich im Besitz des Staates befinden, ist die Verantwortung klar. Offen bleibt, was mit zahlreichen Gebäuden, vor allem in den Altstädten wie in Fés, Essaouira oder Marrakech geschehen soll, die sich im privaten Besitz befinden. Wird es Förderprogramme zur Unterstützung der Hausbesitzer geben, also der Steuerzahler die Kosten der Sanierung von privatem Eigentum teilweise oder ganz übernehmen, oder kauft bzw. enteignet der Staat die Gebäude und entschädigt die Eigentümer damit, wenn diese die Sanierung nicht durchführen können oder wollen? Viele private Eigentümer sind nicht willens oder in der Lage in alte Gebäudestrukturen zu investieren, weil ihnen entweder die finanziellen Mittel fehlen oder die Investition sich nicht rentieren würde.

Zuletzt sind immer wieder Gebäude, z.B. in Marrakech, eingestürzt, nicht selten, weil das Erdbeben vom September 2023 die ohnehin anfällige Baustruktur beschädigt hat. In den Interviews rufen dann viele Eigentümer oder Nachbarn nach dem Staat, der hier einschreiten müsse. Eine Auffassung, die nicht jeder teilt. Viele private Eigentümer vergessen auch gerne, dass sie auch in Marokko in die Haftung genommen werden können, wenn sie ihrer Sorgfaltspflicht, zu der auch die Gebäudesicherheit gehört, nicht nachkommen, insbesondere bei Vermietung oder Gewerbebetrieb, wie restaurant, Café oder Pension.

*Wechselkurs Stand 12. August 2024

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