Regierungskrise in Großbritannien hat direkte Folgen für die Beziehungen zwischen London und Rabat.
London – Die zahlreichen Rücktritte in der Regierung von Boris Johnson, haben in weiten Teilen der EU freudige Reaktionen ausgelöst, hofft man doch durch einen Wechsel auch an der Spitze der Regierung in London auf bessere Beziehungen zwischen der Europäischen Union und Großbritannien. Premierminister Boris Johnson ist bereits von seinem Posten als Parteivorsitzender der Conservative and Unionist Party zurückgetreten und der Druck aus den eigenen Reihen steigt, auch den Posten des Premierministers zeitnah zu räumen. Der Druck ist zuletzt gestiegen, weil zahlreiche Mitglieder seiner Regierung, Ministerinnen und Minister sowie Staatssekretärinnen und Staatssekretäre ihm die Gefolgschaft aufkündigten und zurückgetreten sind.
Seit vergangenem Dienstag gab es insgesamt ca. 53 Rücktritte aus der Regierung.
Für Marokko zuständiger Handelsbeauftragter tritt zurück.
Am vergangenen Dienstag kündigte der Handelsbeauftragte des britischen Premierministers für Marokko, Andrew Murrison, auf seinem Twitter-Account seinen Rücktritt an und forderte Johnson auf, dies ebenfalls zu tun.
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Der neue Finanzminister, Nadhim Zahawi, der am Dienstag ernannt wurde, forderte Boris Johnson am Donnerstag dazu auf, „jetzt zu gehen“, während die Bildungsministerin, die am Dienstag ernannt wurde, ebenfalls ihren Rücktritt ankündigte.
Zahlreiche Projekte und Abkommen zw. London und Rabat könnten sich Verzögern.
Die Situation in Großbritannien könnte direkte Folgen für Marokko haben. Nach dem Brexit haben sich London und Rabat schnell angenähert und Marokko hat Großbritannien zahlreiche Privilegien gewährt, die eigentlich nur den EU Staaten vorenthalten sind. Zugleich hat sich Großbritannien stärker in Marokko engagiert und mehrere Energieprojekte gestartet. So liefert Marokko zunehmend frische Produkte aus der Landwirtschaft nach Großbritannien und konnte auch den andere üblichen Lieferanten aus der EU, darunter vor allem Spanien, Marktanteile abnehmen. Zugleich unterstützen Unternehmen aus Großbritannien das nordafrikanische Königreich bei der Suche nach Erdgas. Großbritannien hat sich dazu entschlossen, einen wesentlichen Teil seines Ökostroms aus Marokko zu beziehen, weshalb man einen riesigen Windpark aufbauen und das längste Unterseestromkabel der Welt verlegen will. Weitere Abkommen im Bildungsbereich und im Finanzsektor sind in der Entwicklung.
Doch die politische Situation in London, die noch einigen Zeit andauern könnte, droht Unsicherheiten aufkommen zu lassen, ob alle Projekte auch die nötige Unterstützung erhalten werden. Die Suche nach einem neuen Premierminister könnte sich über Wochen hinziehen, wenn die Partei nicht aufs Tempo drückt. Was Boris Johnson vielleicht vorhaben könnte, um seine Macht zu erhalten, bleibt abzuwarten. Dem konservativen aber auch populistischen Regierungschef, der von einer einflussreichen Wirtschaftslobby gestützt wird, wähnt sich von der Bevölkerung getragen, was ihn im schlimmsten Fall zur Gründung einer neuen Partei verleiten könnte. Im schlimmsten Fall drohen Neuwahlen, was Monate kosten würde.
Marokko – Großbritannien und Marokko unterzeichnen Post – Brexit – Abkommen