StartHauptschlagzeileMarokko – Präsident Macron skizziert Ziele für die Beziehungen zwischen Frankreich und...

Marokko – Präsident Macron skizziert Ziele für die Beziehungen zwischen Frankreich und Marokko

Eine strategische Vision für Europa und Afrika

Historische Bande und Aufbruch zu neuen Erfolgen in den Beziehungen zwischen Marokko und Frankreich. Präsident Macron betont die Zukunft in Kooperation zwischen beiden Ländern vor Vertretern der Regierung und beiden Kammern des marokkanischen Parlaments

Rabat – Der jüngste Staatsbesuch von Präsident Emmanuel Macron in Marokko markiert einen bedeutenden Moment in den bilateralen Beziehungen beider Nationen. In seiner Rede vor dem marokkanischen Parlament betonte Macron die tief verwurzelte Freundschaft zwischen Frankreich und Marokko sowie die gemeinsamen Werte, die beide Länder seit Jahrhunderten verbinden würden. Die Herausforderungen, denen sich beide Länder und die Welt heute gegenübersehen, sind enorm – von der Klimakrise über digitale Transformation bis hin zu globalen Friedensfragen. Marokko und Frankreich sehen in ihrer Zusammenarbeit den Schlüssel, um diese Hürden gemeinsam zu überwinden und zukunftsgerichtete Lösungen zu schaffen.

Marokko – Präsident Macron hält Rede vor beiden Kammern des Parlaments

Ein neues Verständnis der gemeinsamen Geschichte

Neben aktuellen Themen wie Bildung und nachhaltiger Entwicklung griff Präsident Macron auch die gemeinsame, jedoch oft schmerzhafte koloniale Vergangenheit auf. Macron reflektierte die Komplexität der Kolonialgeschichte und die Zeit, als Marokko als französisches Protektorat großen politischen und wirtschaftlichen Einflüssen unterworfen war. Frankreich erkenne die Schattenseiten seiner kolonialen Präsenz und die negativen Konsequenzen für das marokkanische Volk an. Macron würdigte jedoch auch die positiven Beziehungen, die während dieser Zeit entstanden, sowie die Anstrengungen einzelner französischer Persönlichkeiten, die die marokkanische Kultur mit großem Respekt betrachtet hätten. Namen wie Louis Massignon, Jacques Berque und Hubert Lyautey stehen für eine intensive Auseinandersetzung mit Marokko, die die französisch-marokkanische Beziehung bis heute prägen würden.

Eine neue Zukunft mit offenem Blick auf die Vergangenheit

Macron betonte, dass Frankreich in den letzten Jahrzehnten entschlossen daran gearbeitet habe, die kolonialen Wunden zu heilen und eine gleichberechtigte Partnerschaft mit Marokko aufzubauen. Die enge Kooperation der letzten Jahre sei ein Beweis dafür, dass Marokko und Frankreich gemeinsam an einer starken und zukunftsgerichteten Partnerschaft arbeiten, ohne dabei die historische Verantwortung zu verdrängen. Macron betonte, dass es eine strategische Pflicht sei, ein neues, respektvolles Kapitel in der Beziehung aufzuschlagen, das die wirtschaftliche und kulturelle Integration beider Nationen weiter fördert.

Bildung und Jugendförderung im Mittelpunkt der Zusammenarbeit

Eine zentrale Säule der zukünftigen Partnerschaft wird die Investition in Bildung und die Förderung der Jugend sein. Macron unterstrich die Bedeutung der Bildung, Berufsausbildung und Hochschulbildung für die öffentliche Politik beider Staaten. „Auf beiden Seiten des Mittelmeers sind wir uns bewusst, dass das Humankapital der wichtigste Indikator für unsere Fähigkeit sein wird, all diese Herausforderungen zu meistern,“ sagte Macron in seiner Rede.

Um die junge Generation in beiden Ländern besser zu fördern, kündigten Marokko und Frankreich neue akademische und berufliche Partnerschaften in Schlüsselbereichen wie Industrie, Gesundheitswesen, digitale Technologie und Landwirtschaft an. Diese Kooperationen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit beider Länder zu stärken und gleichzeitig eine Antwort auf die globalen Herausforderungen der Energieintegration und Digitalisierung zu finden. Besonders marokkanische Absolventen französischer Hochschulen sollen künftig von vereinfachten Visaregelungen profitieren, was den bilateralen Austausch zusätzlich beleben wird. Macron betonte, dass Marokko und Frankreich innerhalb der Frankophonie eine tragende Rolle übernehmen und die Potenziale des französischsprachigen Raums – über 320 Millionen Sprecher weltweit – für die Jugend als Plattform des kulturellen Austauschs und der beruflichen Entwicklung stärken wollen.

Wirtschaftliche Kooperation und Nachhaltigkeit

Frankreich bleibt der größte ausländische Investor in Marokko, und beide Länder sind bestrebt, die wirtschaftliche Zusammenarbeit weiter auszubauen. Wichtige französisch-marokkanische Projekte, darunter der Bau eines Hochgeschwindigkeitszuges (TGV) und die Entwicklung einer nachhaltigen Wasserwirtschaft, symbolisieren den gemeinsamen Willen, in den Bereichen Infrastruktur, erneuerbare Energien und Umwelttechnologien eng zusammenzuarbeiten. Macron sprach von einer „grünen Zukunft“ für den Mittelmeerraum, die durch innovative Energieprojekte wie Wasserstoff- und Stromkorridore geprägt sein soll, die Marokko und Frankreich verbinden. Der Präsident zeigte sich überzeugt, dass diese neuen Infrastrukturmaßnahmen beiden Ländern und der gesamten Region zugutekommen werden.

Darüber hinaus soll Marokko eine Vorreiterrolle in der nachhaltigen Wasserversorgung und landwirtschaftlichen Entwicklung übernehmen, die nicht nur den heimischen Bedarf decken, sondern auch der europäischen Versorgung zugutekommen könnte. Auch hier setzen Marokko und Frankreich gemeinsam auf Ausbildung und technische Unterstützung für nachhaltige Lösungen. Macron unterstrich, dass diese strategische Kooperation eine nachhaltige Zukunft für die beiden Länder sichert und zu ihrer Widerstandsfähigkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels beitragen wird.

Frieden und Stabilität im Nahen Osten und Nordafrika

Ein besonders sensibles Thema des Staatsbesuchs war die Unterstützung Frankreichs für einen Waffenstillstand im Gazastreifen und im Libanon. Macron hob hervor, dass Frankreich weiterhin diplomatische Anstrengungen unternehme, um eine Lösung im Nahostkonflikt zu finden. Gemeinsam mit Marokko fordert Frankreich, dass alle betroffenen Bevölkerungen wieder Hoffnung schöpfen können und dass ein Weg für den sicheren Zugang zu humanitärer Hilfe geschaffen wird.

Die Rolle Marokkos als stabilisierende Kraft und die persönliche Einsatzbereitschaft von König Mohammed VI., insbesondere als Präsident des Al-Quds-Komitees, finden dabei große Anerkennung. Macron lobte das Engagement des marokkanischen Königs für humanitäre Hilfen für die palästinensische und libanesische Bevölkerung und unterstrich die Bedeutung Marokkos als „Stimme der Vernunft und Gerechtigkeit“ in der Region. Beide Länder setzen sich zudem unerschütterlich für die Zwei-Staaten-Lösung ein, die als Grundpfeiler für einen langfristigen Frieden im Nahen Osten angesehen wird.

Eine strategische Vision für Europa und Afrika

Für Macron ist klar, dass Marokko eine Schlüsselrolle im Dialog zwischen Europa und Afrika einnimmt. Das Königreich positioniert sich seit Jahren als Vermittler zwischen den beiden Kontinenten und pflegt enge Beziehungen zur Europäischen Union. Marokkos geostrategische Lage, Stabilität und kulturelle Offenheit machen das Land zu einem bevorzugten Partner für Frankreich, um gemeinsam die Stabilität und Entwicklung des gesamten afrikanischen Kontinents zu fördern.

Macron sieht in dieser Zusammenarbeit eine Möglichkeit, die gesamte Region wirtschaftlich zu stärken und als Plattform für Innovation und Nachhaltigkeit zu etablieren. Er betonte, dass die enge Verbindung zwischen Marokko und Frankreich über beide Nationen hinausgeht und weitreichende Perspektiven für Europa und Afrika eröffnet. Die beiden Länder planen eine langfristige Partnerschaft, die bis zur Sahara und in die Sahelzone reichen soll, um gemeinsam an Themen wie Bildung, Landwirtschaft und erneuerbaren Energien zu arbeiten. In seiner Rede betonte der französische Präsident nochmals die neue Haltung in der Westsahara-Frage. Dabei machte er klar, dass einzig eine Lösung des Konfliktes im Rahmen der territorialen Integrität Marokkos inkl. der Region Westsahara denkbar ist. Der von Marokko 2007 vorgelegte Autonomieplan sei die einzige Grundlage für ein Ende des Konflikts. Diese Haltung werde man auch gegenüber allen internationalen Organisationen vertreten.

Ein neues Kapitel der Freundschaft

Zum Abschluss seiner Rede erklärte Macron, dieser Staatsbesuch solle ein neues Kapitel in der langen Geschichte der Beziehungen zwischen Marokko und Frankreich einleiten. „Möge dieser Besuch den Beginn eines neuen Buches markieren,“ so Macron, das beiden Ländern helfe, in einem zunehmend unsicheren Jahrhundert entschlossen voranzuschreiten. Der französische Präsident betonte die Bedeutung dieser Partnerschaft für die Jugend beider Länder und wünschte sich, dass die Freundschaft und Zusammenarbeit der beiden Nationen in den kommenden Generationen weiter wächst.

Mit den Worten „Es lebe das Königreich Marokko und es lebe Frankreich!“ endete Macrons Rede, in der er die Entschlossenheit beider Länder bekräftigte, gemeinsam eine nachhaltige und friedliche Zukunft zu gestalten.

Mein Konto

Casablanca
Ein paar Wolken
16 ° C
17.1 °
15.7 °
93 %
2.1kmh
20 %
Mi
22 °
Do
23 °
Fr
22 °
Sa
22 °
So
24 °