Landwirtschaftsminister Mohammed Sadiki hofft, dass sich die Schafpreise stabilisieren bzw. sogar sinken.
Rabat – In wenigen Wochen steht eines der wichtigsten religiösen Feste der muslimischen Welt an. Auch in Marokko gehört das Opferfest, Eid al-Adha, zu den religiösen und kulturellen Höhepunkten des Jahres, zu denen die Familien zusammenkommen.
Muslime opfern ein Schaf, eine Ziege oder gar eine Kuh in Gedenken an Abrahams Bereitschaft, seinen Sohn Ismael Allah / Gott zu opfern.
Eine Gegebenheit, die auch in allen anderen monotheistischen Religionen, Christentum und Judentum, beschrieben wird.
Die Wahl des Tieres hänge von verschiedenen Faktoren ab, wie der Region, der Tradition und vor allem dem Budget der Familie.
Angesichts der Dürre und der gestiegenen Futtermittelpreise spielt heute auch die Verfügbarkeit eine wichtige Rolle.
Das Opferfest ist auch ein Anlass, für viele im Ausland lebenden Marokkanerinnen und Marokkaner nach Marokko zu reisen. Vielen wird dies auch möglich sein, da rund um den 28. Juni 2023, voraussichtliches Datum des Opferfestes, in einigen Ländern in Europa die Sommerferien begonnen haben. Dies könnte sich ebenfalls auf die Nachfrage und die Preise auswirken.
Anzeichen für hohe Preise mehren sich. Landwirtschaftsminister will beruhigen. Importe sollen helfen, Nachfrage zu decken und Preise zu stabilisieren.
Wie praktisch in jedem Jahr vor dem Opferfest, dass aufgrund des islamischen Kalenders durch die Jahreszeiten wandert, beginnen die Diskussionen zur Verfügbarkeit und den Marktpreisen der Opfertiere. Doch angesichts des knappen Angebots und des durch die Situation in der Landwirtschaft belasteten Gesundheitszustands der Tiere deuten viele Indikatoren auf einen starken Anstieg der Viehpreise hin.
Trotz der negativen Anzeichen versicherte Landwirtschaftsminister Mohammed Sadiki, dass zum Opferfest ausreichend Vieh zu erschwinglichen Preisen zur Verfügung stehen wird.
Auf einer Pressekonferenz am Rande der Landwirtschaftsmesse SIAM in Meknès am vergangenen Freitag, 5. Mai 2023, versicherte Mohammed Sadiki sogar, dass das Angebot an Schlachtvieh, die Rassen und der Gesundheitszustand der Tiere sehr gut seien.
„Der Sektor macht eine schwierige Zeit durch, da viele Tiere durch die Dürre verloren gegangen sind. Auch die gestiegenen Futtermittelkosten haben sich negativ auf die Preise ausgewirkt“, zitiert ihn das Nachrichtenportal Medias24.
„Um den nationalen Markt für das Opferfest zu vernünftigen Preisen zu versorgen, die Bestände zu schützen und ihnen Zeit zu geben, sich zu erholen, haben wir zwei Millionen Schafe importiert”, habe er hinzugeführt.
„Die Importe werden es auch ermöglichen, die Preise zu stabilisieren bzw. sogar zu senken, wenn das Opferfest näher rückt“, und er habe weiter betont, dass diese Situation nicht losgelöst von den extremen Wetterbedingungen sei, denen das Königreich insbesondere im Jahr 2022 ausgesetzt war.
1.000 MAD bis zu 15.000 MAD für ein Opfertier erwartet.
Je nach Verfügbarkeit und Vorliebe der Familie können am Eid al-Adha neben Schafen auch Ziegen oder Kühe geschlachtet werden. Ziegen seien in der Regel billiger als Schafe und schon ab ca. 1.000 marokkanische Dirham MAD (ca. 90 Euro*) zu haben. Kühe hingegen seien teurer. Eine Kuh kann zw. 5.000 MAD und 15.000 MAD (ca. 450 bis 1.350 Euro*) kosten.
Die bekannteste Schafrasse sei das Sardi, das auch von der königlichen Familie bevorzugt wird. Das Sardi ist ein großes, kräftiges Schaf, meist weiß oder schwarz-weiß gefärbt. Es stamme aus den Regionen Chaouia-Ouardigha und Tadla-Azilal in Zentralmarokko. Der Preis für dieses Schaf liege zw. 2.000 MAD und 6.600 MAD (ca. 200 bis 660 Euro*).
Eine weitere beliebte Schafrasse sei das D’Man, das v. a. im Südosten und in den Oasenregionen Marokkos zu finden sei. Es ist ein kleines Schaf mit niedrigem Cholesterinwerten. Es ist im Allgemeinen braun oder schwarz mit weißen Flecken an Kopf und Beinen. Der Preis für dieses Schaf liege zw. 1.000 MAD und 3.500 MAD (ca. 100 bis 350 Euro*).
Sozialer Druck hoch. Tierschützer sehen Opferfest kritisch.
Alleine in Marokko werden zum Opferfest mehr als 4 Mio. Tiere getötet. Ein Ereignis, dass gerade bei Tierschützern jedes Jahr Proteste auslöst. Die Tiere werden oft vom Familienvorstand geopfert, der in der Regel kein ausgebildeter oder erfahrener Schlachter ist, was das Leiden der Tiere beeinflussen kann.
Auch ist der soziale Druck auf die Familien hoch, ein solches Tier zu opfern, auch wenn es das Haushaltseinkommen oder die grundsätzliche wirtschaftliche Lage des Haushalts eine solche Ausgabe eigentlich nicht erlaubt.
Viele Menschen sehen sich unter Druck ein Tier zu opfern, um auch gegenüber den Verwandten und Nachbarn nicht zurückzustehen. Daher wird immer wieder darüber diskutiert, ob jeder Haushalt auch jedes Jahr ein Tier opfern muss oder ob die Opferung des Königs nicht auch stellvertretend wirken kann. Die Gläubigen sind darüber hinaus angehalten, während er Festtage mit den Ärmsten das Fleisch der geopferten Tiere zu teilen.
Das Opferfest bringt auch zahlreiche hygienische Probleme mit sich, gerade in den Großstädten. Die Schlachtrückstände wie Felle oder Ausscheidungen führen zu einen enormen Müllaufkommen, dass schnell beseitigt werden muss, wenn nicht unter der erwarteten Hitze gesundheitliche Probleme drohen sollen. Aus diesem Grund haben einige Städte in den letzten Jahren zentrale Schlachtstellen eingerichtet, in den die Opferung durch gelernte Metzger durchgeführt werden kann und für die Beseitigung von Schlachtabfällen gesorgt wird. Auch steht oft ein Tierarzt vor Ort zur Verfügung, um kranke Tiere rechtzeitig zu identifizieren.
*Wechselkurs Stand 8. Mai 2023