Russischer Außenminister Sergej Lavrov und sein marokkanischer Amtskollege Nasser Bourita führten Gespräche am Rande des 6. Russland-Arabische Welt Gipfel in Marrakech.
Marrakech – Am gestrigen Mittwoch trafen sich zahlreiche Vertreter der Mitgliedsstaaten der Arabischen Liga und Russland beim 6. Russland – Arabische Welt Gipfel in der marokkanischen Königsstaat Marrakech. Als Gastgeber nutzte der marokkanische Außenminister Nasser Bourita die Gelegenheit und führte zahlreiche bilaterale Gespräche mit seinen arabischen Amtskollegen und dem russischen Außenminister Sergej Lavrov. Im Anschluss an das bilaterale Gespräch zwischen Außenminister Bourita und Außenminister Lavrov traten beide vor die Presse, um über den Inhalt ihres Gespräches zu berichten.
Einschätzung der bisherigen Kooperation- Handelsthemen sowie zivile Nutzung von Atomenergie
Russlands Außenminister Sergej Lavrov erklärte am gestrigen Mittwoch in Marrakesch, dass seine Gespräche mit dem marokkanischen Minister für auswärtige Angelegenheiten, afrikanische Zusammenarbeit und marokkanische Auswanderer, Nasser Bourita, sowie das 6. russisch-arabische Kooperationsforum zu konkreten Ergebnissen geführt hätten. Seine Gespräche mit Außenminister Bourita seien „sehr interessant“ gewesen, da der Schwerpunkt auf der Umsetzung der beim Gipfeltreffen zwischen S.M. König Mohammed VI. und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin geschlossenen Vereinbarungen gelegen habe.
Außenminister Lavrov betonte auch, dass beide Parteien die Mittel zur Umsetzung ihrer bilateralen Partnerschaft in den Bereichen Investitionen, Handel, Wirtschaft, Energie, IT, Atomkraft für friedliche Zwecke, Fischerei, Landwirtschaft, Kultur und Bildung erörterten.
Treffen der wichtigsten Minister auf beiden Seiten für Anfang 2024 vereinbart.
Der Leiter der russischen Diplomatie wies darauf hin, dass die beiden Parteien vereinbart haben, Anfang nächsten Jahres eine gemeinsame Regierungskommission für wirtschaftliche, wissenschaftliche und technische Zusammenarbeit einzusetzen.
Strategische Beziehungen zwischen Rabat und Moskau
Marokko und Russland pflegen bereits seit Mitte der 1960er Jahren wirtschaftliche und politische Kontakte, obwohl Moskau der wichtigste Verbündete des Rivalen Algerien und das Königreich zugleich ein enger Partner der USA ist. Dennoch tauschen beide Länder Güter aus. So bezog Marokko immer wieder fossile Energieträger, vor allem Gas und Treibstoffe (Diesel) aus der ehemaligen Sowjetunion aber auch dem heutigen Russland unter Präsident Putin.
Auch Rindfleisch und Getreide gehören zu den Importgütern Marokkos aus Russland. Im Gegenzug liefert das nordafrikanische Königreich landwirtschaftliche Produkte wie Zitrusfrüchte, Tomaten oder pflanzliche Öle sowie Phosphat.
Marokko hält sich nach Ausbruch des Krieges zwischen Russland und der Ukraine, in die die russische Armee eingedrungen ist, mit direkten Verurteilungen zurück. Das Königreich hat sogar, nach der Sperrung des Luftraums für russische Flugzeuge durch die NATO-Staaten, den Flughafen Agadir für Zwischenstopps bei der Rückführung von Russen (Touristen) aus Südamerika freigegeben. So konnten russische Airlines in Agadir auftanken, um die Umwege über das Mittelmeer bewältigen zu können.
Trotz ausgeprägter Kontakte zwischen Russland und Algerien ist Moskau auch an guten Beziehungen mit Rabat interessiert. Für Marokko sind trotz der Nähe zu den USA und der EU gute Beziehungen zu Russland wichtig, die dazu beitragen können, dass man sowohl günstig an Treibstoffe kommt, Unterstützung bei Aufbau einer zivilen Atomwirtschaft (Strom für Wasserstoff sowie für Meerwasserentsalzungsanlagen) erhält und zu einer gewissen Neutralität bei Abstimmungen im UN-Sicherheitsrat bei der Frage der Westsahara motivieren.