Algerischer Außenminister deutet an, dass Algerien einen Ausgleich mit Marokko sucht und am Nachbarland scheitert. Algerien sei an einer raschen Lösung mit Marokko interessiert.
Algier – Es sind neue Töne, die man aus Algier derzeit vor allem aus dem algerischen Außenministerium und in Person vom Außenminister Ahmed Attaf in Richtung Marokko hört. Während man in gewohnter Form das Nachbarland für alle Probleme Algeriens im In- und Ausland verantwortlich macht, aktuell für die diplomatische Krise mit Mali, wurde zuletzt davon gesprochen, dass man einen Ausgleich anstreben würde.
In einem Interview mit dem Nachrichtensender Al Jazeera ging der aktuelle algerische Außenminister Ahmed Attaf auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern ein.
Obwohl offiziell alle diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern und auf Initiative Algeriens seit 2021 abgebrochen sind, will Außenminister Attaf den Kontakt zu seinem Amtskollegen in Rabat gesucht haben.
„Ich habe den marokkanischen Außenminister Nasser Bourita angerufen, und bis heute hat er meinen Anruf nicht beantwortet“, behauptet er in einem Interview mit der algerischen Journalistin Khadidja Benguenna, die für den arabischen Nachrichtensender Al Jazeera tätig ist.
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In dem gleichen Interview sagte er auch, dass Algerien den Konflikt mit Marokko lösen möchte. „Algerien ist an einer raschen Lösung mit Marokko interessiert.“
Beziehungen zwischen Algerien und Marokko sind angespannt.
Die Spannungen zwischen beiden Ländern sind seit dem Beginn der Präsidentschaft von Abdelmajid Tebboune und der Übernahme der militärischen Kontrolle durch Said Chengriha auf einem Tiefpunkt. Neben dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen, der Sperrung des algerischen Luftraums für marokkanische Flugzeuge beschuldigt Algier gerne und wiederholt Marokko feindseliger Aktionen gegen die Republik. Zugleich nimmt die Unterstützung der Frente Polisario durch Algerien einen breiteren Raum ein, die bewaffnet gegen das benachbarte Königreich für eine Unabhängigkeit der Westsahara / marokkanischen Sahara kämpft und inzwischen mit relativ modernen Raketen, mit einer mittleren Reichweite, erste Ortschaften im von Marokko kontrollierten Teil der Westsahara / marokkanischen Sahara angegriffen haben will. Marokkanische Medien haben Geschosseinschläge wie in der Stadt Samara, mit Todesopfern gemeldet.
Mehrfache Gesprächsangebote aus Rabat.
Die Aussagen in dem Interview des algerischen Außenministers kommen überraschend. Wenn es von Seiten Algeriens einen Willen zur Verständigung oder gar Aussöhnung gibt, so gab es in der Vergangenheit mehrfach Gelegenheit entsprechende Zeichen zu senden.
Neben der Entsendung eines offiziellen Botschafters, wie man dies kürzlich bei Frankreich und Spanien getan hat, gab es bei mehreren Konferenzen Möglichkeiten Gespräche zu führen, so zuletzt am 20. Dezember 2023 in Marrakech, beim Russland-Afrika-Gipfel, dem Algerien demonstrativ ferngeblieben ist. In der Vergangenheit wurden auch Vermittlungsversuche der Golfstaaten abgelehnt.
Zugleich kamen von Marokko und von aller höchster politischer Ebene in den letzten Jahren immer wieder Angebote. In zwei Reden bot der marokkanische König Gespräche an und streckte seine Hand in Richtung Algerien aus. Offiziell ging man in Algier auf solche Angebote von König Mohammed VI. nicht ein.
Wie die aktuellen Aussagen des algerischen Außenministers zu werten sind, bleibt unklar. Ging es nur darum, Medienwirksam das Bild eines unwilligen Marokkos zu zeichnen oder einen Versuchsballon in Richtung des Nachbarn zu starten? Unterstützung gab es für Attaf z.B. von Präsident Tebboune oder Armeechef Chengriha in den letzten Tagen jedenfalls nicht.
Von einer Beruhigung oder gar Lösung der Spannungen würde die gesamte Region profitieren, die eine historische Chance hat, zum Lieferanten von erneuerbarer Energie für Europa zu werden. Von einer Wiederbelebung der Maghreb-Union würde die wirtschaftliche Entwicklung in Algerien, Marokko und Tunesien profitieren. Zugleich könnten beide Länder ihre Rüstungsausgaben senken sowie mehr in die Sozialsystem investieren und durch die sich daraus resultierende Stabilität neue Investoren anziehen.
Hier das gesamte Interview des algerischen Außenministers Ahmed Attaf.
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