Französische Sicherheitskräfte töteten nach Protesten für die Unabhängigkeit und gegen eine diskriminierende Ausgangssperre zahlreiche Algerier in Paris. Nationalversammlung erkennt die Ereignisse nun als Verbrechen an.
Paris – Es ist nur eines von zahlreichen Gräueltaten, die durch Frankreich und seine Sicherheitsdienste an Algerierinnen und Algerien verübt würden. Mehrheitlich auf dem Gebiet des heutigen Algeriens, das 130 Jahre lang nicht nur eine Kolonie gewesen ist, sondern offiziell in Paris als französisches Hoheitsgebiet galt.
Aber nicht nur in Nordafrika begangen französische Truppen und Polizisten Verbrechen gegen die Algerierinnen und Algerier, sondern auch in Frankreich selbst, ja sogar mitten in der französischen Hauptstadt Paris.
Am 17. Oktober 1961 gingen zehntausende Algerier in Paris überwiegend friedlich anlässlich einer als diskriminierend gewertete Ausgangssperre, die den „muslimischen Algerienfranzosen“ auferlegt worden war, auf die Straße. Die Antwort der Ordnungskräfte war von unerhörter Gewalt: Polizeiliche Übergriffe, Massenverhaftungen, Ertränken und das Werfen von Leichen in die Seine. Dabei sollen 200 Menschen getötet worden sein.
Nationalversammlung verurteilt die Ereignisse vom 17. Oktober 1961.
Die französische Nationalversammlung hat 63 Jahre nach den Ereignissen das in Paris am 17. Oktober 1961 verübte Massaker an Algeriern offiziell anerkannt und verurteilt. Die von der Nationalversammlung verabschiedete historische Resolution „verurteilt die blutige und mörderische Unterdrückung der Algerier“ und „wünscht die Aufnahme eines Gedenktages für das Massaker vom 17. Oktober 1961 in die Liste der nationalen Gedenktage und offiziellen Zeremonien“.
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Große Mehrheit stimmt für Resolution. Französische Rechte lehnt Anerkennung ab.
Die Annahme der Resolution, die mit 67 zu 11 Stimmen verabschiedet wurde, wurde von den Vereinigungen des Gedenkens und den linken Parteien begrüßt. Marine Le Pens Rassemblement National hingegen kritisierte eine „übertriebene Reue“ und beschuldigte die Linke, die Tragödie zu instrumentalisieren. Doch trotz der Kontroversen ist die Anerkennung des Massakers vom 17. Oktober 1961 ein wichtiger Schritt in Richtung einer Versöhnung der Erinnerungen zwischen Frankreich und Algerien.
Jahrzehntelang kämpften die Familien der Opfer und die Gedenkvereine dafür, dass dieses Staatsverbrechen anerkannt und verurteilt wurde. Im Jahr 2012 ehrte Präsident François Hollande die Opfer, und 2021 bezeichnete Emmanuel Macron diese Verbrechen als „unentschuldbar für die Republik“.
Das verordnete Schweigen – Was geschah 1961 mit algerischen Demonstranten.