Folgen von Atomtests in der algerischen Wüste durch Frankreich sind weiterhin eine Belastung für die Beziehungen zwischen Algier und Paris
Algier – Das letzte Interview des algerischen Außenministers klärte ein wenig darüber auf, weshalb der eigentlich angekündigte Staatsbesuch von Präsident Abdelmajid Tebboune in Frankreich immer wieder verschoben wurde. Ein offizieller Staatsbesuch wird in der Regel über Monate, wenn nicht Jahre, vorbereitet und es laufen Verhandlungen über zahlreiche Themen.
Die Aussagen des algerischen Außenministers gegenüber dem arabischen TV-Sender Al Jazeera warfen ein Licht auf mögliche Entwicklungen in der Frage der historischen Schuld Frankreich während der Kolonialisierung Algeriens.
Die Aussagen von Außenminister Ahmed Attat wurden auf der Plattform Atheer des Senders aus Qatar veröffentlicht. Diesmal geht es um die französischen Atomtests in der algerischen Sahara zwischen 1960 und 1966.
Französische Atomtests – Algerien fordert „Anerkennung“
In den inzwischen veröffentlichten Auszügen spricht Attaf über die Beziehungen zu Marokko, den Erinnerungsstreit mit Frankreich und den Terrorismus in der Sahelzone. In Bezug auf die Vorbereitung des Besuchs von Präsident Abdelmadjid Tebboune in Paris erinnerte der algerische Minister auch daran, dass die algerische Forderung nach Rückgabe der symbolischen Gegenstände des Emirs Abdelkad von Frankreich nicht akzeptiert wurde.
Algerien wolle Anerkennung und Entschädigung für die Atomtests, sagte der algerische Außenminister.
„Wir bestehen darauf, dass die Schäden, die durch die Atomtests in der Sahara verursacht wurden, anerkannt werden, und wir fordern eine Entschädigung“, sagte Ahmed Attaf.
Frankreichs Atomprogramm wurde über sechs Jahre in Algerien getestet.
Zwischen 1960 und 1966 führte Frankreich nach bisherigen Erkenntnissen wohl 17 Atomtests in der Sahara durch, als Algerien noch französische Kolonie gewesen ist. Die Tests hatten schwerwiegende gesundheitliche, ökologische und politische Folgen für die Region. Sie werden im Zusammenhang mit radioaktiver Verseuchung, Krebs, Geburtsfehlern, Umweltschäden und sozialen Unruhen gesehen.
Der wichtigste Atomtest für Frankreich war die sogenannte Operation Blue Gerboise. Am 13. Februar 1960 zündete Frankreich in der Region Reggane eine ca. 70-Kilotonnen-Bombe. Diese Zündung machte aus Frankreich offiziell eine Atommacht. Trotz der Unabhängigkeit Algeriens im Jahr 1962 konnte Frankreich noch weitere fünf Jahre Atomtest im Stammesgebiet der Touareg durchführen. Dies war im Unabhängigkeitsvertrags von Évian im März 1962 so vereinbart worden.
Frankreich verabschiedete 2010 ein Gesetz zur Entschädigung der Opfer, doch viele Opfer und ihre Familien haben bis heute keine Anerkennung oder Entschädigung erhalten.