Bei der 5. Sitzung der gemeinsamen Militärkommission in Rabat wurden konkrete Schritte zur Intensivierung der Kooperation zw. Marokko und Mauretanien beschlossen.
Rabat – In einem Zeichen der verstärkten regionalen Zusammenarbeit haben Marokko und Mauretanien ihre militärischen Beziehungen weiter gefestigt.
Auf Einladung Marokkos fand ein Treffen unter der Leitung hochrangiger Militärs beider Länder statt. Im Fokus der Gespräche standen die Überprüfung der Zusammenarbeit im vergangenen Jahr und die Planung zukünftiger Projekte. Die beiden Nationen betonten die Bedeutung einer engen militärischen Kooperation für die Stabilität in der Region. Konkret sollen die Bemühungen zur Sicherung der gemeinsamen Grenzen, zur Bekämpfung der illegalen Migration und anderer grenzüberschreitender Verbrechen intensiviert werden.
„Die ausgezeichnete Zusammenarbeit zwischen Marokko und Mauretanien ist ein Vorbild für die gesamte Region“, so ein Sprecher der marokkanischen Streitkräfte, der von der marokkanischen staatlichen Nachrichtenagentur MAP zitiert wird. „Durch den Austausch von Erfahrungen und Know-how stärken wir unsere Fähigkeit, gemeinsamen Herausforderungen zu begegnen.“
Auch auf politischer Ebene wurde die Bedeutung der bilateralen Beziehungen unterstrichen. Der marokkanische Staatssekretär für nationale Verteidigungsverwaltung, Abdellatif Loudyi, betonte das gemeinsame Interesse an einer weiteren Vertiefung der Zusammenarbeit. Die militärische Kooperation zwischen Marokko und Mauretanien hat eine lange Tradition. Seit der Gründung der gemeinsamen Militärkommission im Jahr 2006 wurden zahlreiche gemeinsame Projekte umgesetzt.
Enge Zusammenarbeit zwischen den Nachbarländern im Kontext der Entwicklungen im Maghreb
Die verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen Marokko und Mauretanien ist nicht nur ein bilaterales Ereignis, sondern fügt sich in ein komplexes regionales Puzzle ein. Der Maghreb, die nordwestliche Ecke Afrikas, ist seit Jahrzehnten von Bestrebungen geprägt, eine engere Zusammenarbeit zu fördern. Die Vision einer Maghreb-Union, die Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mauretanien umfassen würde, ist nicht neu. Sie verspricht ein enormes wirtschaftliches Potenzial und eine stärkere politische Stimme auf der internationalen Bühne. Doch historische Rivalitäten, unterschiedliche politische Systeme und nicht zuletzt der Westsahara-Konflikt haben die Umsetzung dieser Vision immer wieder behindert. Besonders die Rivalität zwischen Marokko und Algerien hat die Entwicklung einer Maghreb-Union lange Zeit blockiert. Der Konflikt um die Westsahara, die Marokko als integralen Bestandteil seines Territoriums betrachtet, während Algerien die Polisario unterstützt, ist ein zentraler Streitpunkt.
Mauretanien als Brückenbauer
Mauretanien, geografisch teilweise zwischen Marokko und Algerien gelegen, spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Das Land versucht oder ist gar gezwungen, eine Brückenfunktion zwischen den beiden nordafrikanischen Mächten zu übernehmen. Die verstärkte Zusammenarbeit mit Marokko soll die Beziehungen zu Algerien nicht zu sehr belasten, ist aber aus wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Gründen nötig.
Wichtige Aspekte der militärischen Zusammenarbeit
Die Gründe für die verstärkte militärische Zusammenarbeit zwischen Marokko und Mauretanien sind vielfältig:
- Gemeinsame Sicherheitsbedrohungen: Terrorismus, organisierte Kriminalität und die wachsende Präsenz extremistischer Gruppen stellen eine gemeinsame Herausforderung für beide Länder dar.
- Wirtschaftliche Interessen: Eine stabile und sichere Region ist Voraussetzung für wirtschaftliches Wachstum. Die Zusammenarbeit in den Bereichen Handel und Infrastruktur kann beide Länder stärken.
- Geopolitische Überlegungen: Marokko und Mauretanien suchen nach einer stärkeren regionalen Präsenz, um ihren Einfluss zu erhöhen.
Mauretanien im geopolitischen Spannungsfeld
Mauretanien wird derzeit nicht nur von Marokko umworben. Algerien versucht, als Reaktion auf die internationalen diplomatischen Erfolge des Königreichs in der Frage der Westsahara / marokkanische Sahara, eine Maghreb-Union aufzubauen, die Marokko ausdrücklich ausschließt. Während Tunesien, das zunehmend wirtschaftlich von Algerien abhängig ist, augenscheinlich nicht abgeneigt ist, diesen Weg mitzugehen, sträuben sich Libyen (Regierung in Tripolis) und Mauretanien. Für Algerien ist Mauretanien ein Schlüsselpartner, weniger wegen der wirtschaftlichen Kraft, sondern wegen der geografischen Lage, die dazu geeignet ist, die wirtschaftliche Expansion Marokkos in Richtung Sahel und zentrales Afrika zu blockieren. Doch Mauretanien ist bereits eng mit der marokkanischen Wirtschaft verwoben. Neben der Beschaffung von frischen Lebensmitteln sind marokkanische Unternehmen umfänglich in zahlreichen Wirtschaftssektoren präsent oder führend. Dazu gehören Finanz- und Versicherungswesen oder die Telekommunikation. Für Mauretanien ist es so nicht möglich, sich von Marokko abzuwenden, sich Algerien zuzuwenden und Algier bei der Blockade des Königreichs zu unterstützen, zumal Algerien die wirtschaftlichen Folgen für Mauretanien nicht kompensieren könnte. Dies gilt auch, für die Sicherheitspolitik, militärische Zusammenarbeit und die Kontakte auf die andere Seite des Atlantiks.