105.000 Menschen sind derzeit in marokkanischen Gefängnissen inhaftiert. Gefängnisse in Marokko überfüllt.
Rabat – Es sind bedrückende Zahlen, die von marokkanischen Medien, unter Bezug auf Stellungnahmen im Justizausschuss des Parlaments, genannt werden. Demnach sollen aktuell ca. 105.000 Menschen in marokkanischen Gefängnissen einsitzen, sei es, weil sie ihre Strafe verbüßen oder in Untersuchungshaft genommen worden sind und auf ihren Prozess warten. Die deutliche Mehrzahl der inhaftierten Personen sind Männer aber auch Frauen sitzen in entsprechend für sie eingerichteten Einrichtungen.
Gegenüber dem parlamentarischen Justizausschuss der Abgeordnetenkammer, in Anwesenheit u. a. des Staatssekretärs für Sozial- und Solidarwirtschaft, Lahcen Essaadi, habe der Generaldelegierte für Strafvollzugsverwaltung und Wiedereingliederung, Mohamed Salah Tamek, sein Bedauern darüber ausgesprochen, dass sich die Zahl der Gefangenen in den letzten 20 Jahren verdoppelt hat. „Diese Überbelegung der Gefängnisse übersteigt bei weitem die Kapazität der Gefängnisse“, beklagte er.
Justizreform lässt auf sich warten.
Mohamed Salah Tamek berichtete von den täglichen Anstrengungen, die das Personal der Gefängnisverwaltung unternimmt. Er plädierte für die Verbesserung ihres Personalstatus, die seit mehreren Jahren gefordert und von Regierungschef Aziz Akhannouch versprochen wurde.
Justizminister Abdellatif Ouahbi plädierte seinerseits für eine Entlastung der Gefängnisse durch den Verzicht auf Untersuchungshaft und die Einführung alternativer Strafen, wo immer dies möglich ist. Dazu hatte die Regierung von Premierminister Aziz Akhannouch eigentlich eine Justizreform durch das Parlament bringen wollen, doch über eine Überarbeitung der Prozessordnung, die noch die Anwaltskammern auf die Barrikaden trieb, ist die Regierung und der Justizminister bisher nicht gekommen.
Marokko – Misstrauen gegenüber der Justiz verhindert Entwicklung des Landes.