Global Gender Gap Index führt Marokko in der MENA-Region auf Platz 12 und Weltweit nur auf Platz 136. Frauen wirtschaftlich und politisch deutlich im Nachteil.
Rabat – Auch in Marokko ist das Thema Geschlechtergleichstellung zumindest formal und juristisch ein hohes Gut, ist nicht zuletzt die Gleichstellung zwischen Mann und Frau in der Verfassung von 2011 verankert.
Aber auch wenn diese geregelt ist, scheint es noch ein weiter Weg zu sein, bis diese verwirklicht sein wird. Alleine Diskussionen darüber, was darunter zu verstehen sei oder welche politischen, juristischen Schritte zu ergreifen seien, lösen teils heftige Diskussionen aus.
Tatsächlich stehen Frauen in Marokko vor teils schwerwiegenden Problemen. So zeigt sich die Benachteiligung z.B. gerade im Arbeitsmarkt, sowohl hinsichtlich der Arbeitslosenquote als auch beim Gehalt.
Vor allem Frauen haben ein sehr hohes Risiko, keine Arbeitsstelle zu finden und oft werden Frauen, die einen Job haben, unter ihrer Qualifikation beschäftigt und entsprechend deutlich geringer entlohnt.
Frauen sind auch seltener Unternehmerinnen, nicht zuletzt deshalb, weil sie von männlichen Geschäftspartnern unfair behandelt werden und auch der Staat bzw. die oft männlichen Mitarbeiter in den Förderinstitute sich schwere tun, Projekte zu unterstützen.
Nun hat das Weltwirtschaftsforum den aktuellen Global Gender Gap Index 2024 veröffentlicht, ein Länderranking zum Thema Geschlechtergleichstellung.
Situation für Frauen hat sich in Marokko verschlechtert.
Mit dem Global Gender Gap Index des Weltwirtschaftsforums werde jährlich der aktuelle Stand und die Entwicklung der Geschlechtergleichstellung bewertet. Dabei fokussiere sich der Index auf vier Schlüsselbereiche (wirtschaftliche Teilhabe und Chancen, Bildungsabschlüsse, Gesundheit und Überleben sowie politische Teilhabe). Der Index sei nach eigenen Angaben der am längsten bestehende Index, der „seit seiner Einführung im Jahr 2006 die Fortschritte zahlreicher Länder bei der Schließung dieser Lücken im Laufe der Zeit verfolgt“.
Im aktuellen Index schneidet Marokko vergleichsweise und gemessen am eigenen Anspruch nicht gut ab. Noch enttäuschender ist, dass die Entwicklung nicht nur stagniert, sondern leicht rückläufig ist. Der sog. Gap (Abstand) zwischen den Geschlechtern vergrößerte sich zuletzt wieder.
Königreich Marokko auf Platz 12 innerhalb der MENA-Region und nur auf Platz 137 im weltweiten Vergleich.
Im jüngsten Global Gender Gap Index 2024 des Weltwirtschaftsforums belegt Marokko Platz 12 von 22 Ländern der Region Naher Osten und Nordafrika (MENA). Insgesamt rangiert der Nahe Osten und Nordafrika am Ende der Liste der Regionen der Welt.
Zwar habe die sog. MENA-Region seit Beginn der Messung im Jahr 2006 eine positive Entwicklung erlebt, aber deutlich weniger und langsamer. Die sog. Geschlechterparität liege gerade mal bei 61,7% (bei 100% wäre vollständige Gleichstellung gegeben), so das Weltwirtschaftsforum im Global Gender Gap Index.
Allerdings würde bei der Chancengleichheit nur ein Wert von 43,1% herrschen. In den anderen Bereichen wie Bildungsniveau (97,2%), Gesundheit (96,2%) sieht es bereits sehr gut aus. Deutlich schlechter sieht es bei der politischen Teilhabe aus. Dort liegt der Gleichstellungsgrad gerade bei mal bei 11,7%.
Die Vereinigten Arabischen Emirate führen die MENA-Region an und liegen mit einem Wert von 71,3% weltweit auf Platz 74, gefolgt von Israel auf Platz 91 mit 69,9%. Marokko erreicht Platz 137 von 146 mit einem Indexwert von 62,8% und sortiert sich daher nur weniger Plätze vor den letztplatzierten Chad, Pakistan oder Sudan ein. Länder wie Tunesien (Platz 115 mit 66,8%), Jordanien (Platz 123 mit 65,2%), Saudi-Arabien (Platz 126 mit 64,7%) oder die Türkei (Platz 127 mit 64,5%) stehen deutlich vor dem eigentlich liberalen nordafrikanischen Königreich.
Nur Algerien erreicht in der Maghreb-Region einen schlechteren Wert (Platz 139 mit 62,2%).
In der MENA-Region liegt Marokko damit auf Platz 12 von 22 Ländern, deutlich hinter den Spitzenreitern Vereinigte Arabische Emirate (V.A.E) und Israel, noch hinter dem Oman und nur knapp vor Algerien, dem Iran und dem Sudan.
Es wird deutlich, dass es im Königreich Marokko hinsichtlich der Geschlechtergleichstellung noch viel zu tun gibt und die bisher ergriffenen Maßnahmen nur auf dem Papier gut aussehen, aber weder in der Wirtschaft noch in der Gesellschaft eine Modernisierung stattgefunden hat. Man kann gespannt sein, wie zurückhaltend oder mutig die angekündigte Reform des Familienrechts ausfallen wird. Dass etwas passieren muss, zeigt der aktuelle Global Gender Gap Index deutlich.