Flug mit Hilfsgütern des Deutschen Roten Kreuzes DRK musste wegen Auflagen der marokkanischen Regierung abgesagt werden.
Leipzig – Am gestrigen Vormittag (14. September 2023) sollte ein erster Flug des Deutschen Roten Kreuzes mit Hilfsgütern nach Marokko starten. Vorgesehen war die Lieferung von Zelten und isolierten Matten. Insgesamt seien in Abstimmung mit dem marokkanischen Roten Halbmond über 36 Tonnen Hilfsgüter für den Transport vorgesehen gewesen.
Der Flug musste aber kurzfristig wieder abgesagt werden. Wie das Deutsche Rote Kreuz auf der eigenen Webseite mitteilte, seien von Seiten Marokkos kurzfristig neue Regularien erlassen worden, die einen Abflug aktuell verhindern würden.
Dazu heißt es auf der Webseite des DRK:
„Aus Gründen, auf die wir und auch unsere Partner der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung keinen Einfluss haben, wurden kurzfristig neue Regularien und Vorschriften bekanntgegeben, die den Start des Flugzeugs am morgigen Tag unmöglich machen.
Wir bedauern diese Entwicklungen zutiefst, denn die Menschen vor Ort brauchen nach den schweren Erdbeben dringend Hilfe. Die Lieferung von humanitären Gütern in Absprache mit unserem Partner vor Ort ist für die humanitäre Mission unserer Bewegung und die Menschen vor Ort unerlässlich. Wir arbeiten daher mit Hochdruck daran, die kurzfristig entstandene Verzögerung zu beseitigen. Es ist wichtig, dass in Zeiten wie diesen Hilfe allein nach dem Maß der Not geleistet wird und humanitäre Arbeit von allen Seiten unterstützt wird.“
Um welche Regularien es sich dabei handelt, die von marokkanischer Seite zur Auflage gemacht worden sind, ist unklar. Von Seiten Marokkos gab es über die offiziellen Medien dazu keine Information.
Absage des Hilfsfluges wird kritisch bewertet.
In den deutschen Medien wird über die Hintergründe spekuliert und auch Unverständnis und Kritik an der marokkanischen Führung geäußert.
Es steht der Vorwurf im Raum, dass man mutmaßlich aus politischen Gründen auch zu Lasten der notleidenden Menschen im Krisengebiet auf Hilfe aus dem Ausland verzichten würde, unter anderem wegen des Konflikts um die Westsahara, so dass mutmaßlich nur Länder um Hilfe gebeten worden seien, die der Position des Königreichs in dieser Frage positiv gegenüberstehen würden.
Marokko hat offiziell zu Beginn der Katastrophe im Atlasgebirge mitgeteilt, dass man nur wenige Länder um Beistand und Hilfe bitten könne, um die eigenen logistischen und koordinierenden Ressourcen nicht zu überfordern. Marokko werde den Bedarf analysieren und entsprechend auf einzelne Länder mit der Bitte um Hilfe zugehen. Derzeit wurden offiziell Spanien, Großbritannien, Qatar und die Vereinigten Arabischen Emirate um Beistand gebeten.
Weitere NGOs, unter anderem aus Frankreich, Deutschland, Norwegen, Italien und Israel sind ebenfalls im Land tätig. Im Bezug auf den Hilfsflug des DRK soll es eine Anfrage und eine direkte Abstimmung mit dem marokkanischen Roten Halbmond gegeben haben.
Deutschland wurde bisher nicht um Beistand der offiziellen Stellen gebeten, obwohl man Marokko in der Frage der Westsahara nicht mehr aktiv angreift und sogar den vom Königreich 2007 vorgelegten Autonomieplan, wenn er als Lösung im von der UNO geführten Friedensprozess dient, unterstützen würde. Eine neue Haltung, die unter Außenministerin Baerbock formuliert wurde und die der Argumentation entgegensteht.
Ähnliches gilt für die genannten Staaten.
Offiziell haben vor allem afrikanische Staaten, die USA und Israel den Hoheitsanspruch Marokkos auf die Westsahara anerkannt bzw. unterstützt, die bisher ebenfalls nicht um Hilfe gebeten worden sind.